Kunstunterricht? Ist das unbedingt notwendig?
Ja, natürlich, ist Kunstunterricht wichtig und notwendig. Oftmals sind Stimmen zu hören, die meinen: Die Stundenpläne sind ja sowieso schon überfrachtet. Wichtig sind die Kernfächer wie Deutsch, Mathe, Englisch, Französisch, Naturwissenschaftliches Arbeiten usw. Aber auch die musischen Fächer, wie Musik und Kunst haben ihren Stellenwert innerhalb des Stundenkanons.
Kunstunterricht bedeutet , dass ein Kind, eine Schülerin, ein Schüler im Kunstunterricht einen Weg findet, sich mitzuteilen, sich mit seinen Arbeiten „darzustellen“, auch Talente zu zeigen, die vielleicht bisher eher nicht zum Vorschein treten konnten.
Viele Kinder denken ja: „Ich kann das nicht, das liegt mir nicht“. Aber das stimmt nicht. Kunstunterricht bedeutet, einem Schüler, einer Schülerin „Wege zu eröffnen“. Dabei geht es nicht darum, dass jemand ein „geborener“ Künstler sein muss. Vincent van Gogh hat gesagt: „Wenn du eine innere Stimme hast, die sagt: „Du kannst nicht malen“, dann male auf jeden Fall, damit diese Stimme zum Schweigen gebracht wird.“
So gehen wir auch in unserem Kunstunterricht an der Fritz-Ulrich-Schule vor: Wir versuchen, unseren Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass es künstlerische Techniken gibt, sei es die, wie Farben richtig gemischt werden können, welche Drucktechniken es gibt, wie man ein Bild „plant“, wie man Vordergrund- und Hintergrund anlegt, wie man „Perspektiven“ zeichnet und vieles mehr.
Das sind aber nur Wege und „Hilfsmittel“, um den eigenen künstlerischen Ausdruck umsetzen zu können. Im Kunstunterricht darf und soll man auch ausprobieren können. Viele Kinder und Jugendliche sind oft unsicher, ob „das alles so richtig“ ist. Da ist Offenheit gefragt und Flexibilität. Ich habe schon häufig Schülerinnen und Schüler erlebt, die sich im Kunstunterricht eher nicht so wohlfühlten, die dann aber im Laufe der Zeit gemerkt haben, dass sie durchaus „etwas zu bieten haben“ und am Ende ihrer Schulzeit bei uns, richtig gerne „Kunst“ machten.
Kunst ist ein Fenster in die Vergangenheit und in die Zukunft. Wie wir wissen, gab es schon in der Jungsteinzeit Menschen, die ihre Umgebung, ihren Tagesablauf, wichtige „Jagd“- Ereignisse an Felswände zeichneten. Sie gestalteten Gefäße mit Ornamenten und Mustern, nicht nur, weil sie diese Gefäße nutzten, um etwas darin aufzubewahren, sondern auch, um ihnen durch ihre Zeichnungen einen persönlichen Ausdruck zu verleihen, um sich „sichtbar“ zu machen. Es wurden immer auch Gebrauchsgegenstände künstlerisch „erhöht“, um sich damit aus den Alltagsgewohnheiten heraus zu begeben und den Arbeiten einen eigenen „Stempel“ aufzudrücken.
Bevor Menschen mittels Sprache den Dingen einen Namen geben konnten, haben sie „gesehen“, sie haben etwas „angefasst“ und haben Menschen, Tiere, Pflanzen, Gegenstände, Naturereignisse usw. gezeichnet und gemalt, um sie für sich „begreifbar“ zu machen. Das ist der Sinn von Kunst: Sich die Welt anzueignen, zurück zu blicken, aber auch nach vorne in die Zukunft. Wenn ich z. b etwas über „Geschichte“ lernen will, hilft es mir, zu schauen, wie Künstler vergangener Zeiten mit geschichtlichen Ereignissen umgegangen sind.
Wie hat sich in den verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte das Verständnis von Mensch und Natur geändert? Welche technischen Neuerungen haben sich viele Künstler zunutze gemacht?
Wie haben Bürgerkriege und Weltkriege den Kunstbegriff beeinflusst? Alle diese „Stepmarks“ sollen im Kunstunterricht einfließen, natürlich bezogen auf die Alters- und Klassenstufe.
Auch der Einfluss der „neuen Medien“ hat im Kunstunterricht seinen Stellenwert.
Wie kann man mittels Computerprogrammen Bilder verändern, umgestalten, in einen anderen Kontext bringen?
Auch neue Techniken, moderne, zeitgenössische Künstler wollen wir in unserem Kunstunterricht zu Wort kommen lassen. Fotografieren, kopieren….collagieren. All das kann Ausdrucksmöglichkeit für das eigene künstlerische Gestalten sein.
In der Kunst kann man sich verlieren! Wenn man intensiv ein Werk eines Künstlers oder einer Künstlerin betrachtet und darüber nachdenkt, wie und warum er/sie etwas so oder anders gestaltet hat. Aber in der Kunst kann man sich auch „finden“. Sich selbst auf neuen Wegen, mit einem eigenen Ausdruck, mit Selbstbewusstsein, mit Freude über das eigene „Tun“, mit Spaß.
DIE KUNST IST EINE TOCHTER DER FREIHEIT – Friedrich Schiller