Warum heute noch Geschichtsunterricht in der Schule?
Ägypter, Griechen, Römer, Mittelalter, Neuzeit und Moderne – Es sind nicht die Themen allein, die das Fach Geschichte ausmachen!
Es geht heute nicht mehr darum, möglichst viel „totes Wissen” zu erwerben, das man im späteren Leben bei Kreuzworträtseln einsetzen könnte. Historische Fakten sind vor allem Mittel zum Zweck. Ebenso wichtig ist es, selbst Fragen an die Geschichte zu formulieren, sowie Methoden zur Entschlüsselung von Quellen zu erwerben.
Vor allem aber dient der moderne Geschichtsunterricht der Orientierung im Hier und Jetzt.
Die SchülerInnen lernen, sich selbst als Teil der Geschichte zu begreifen: Wie ist es so geworden, wie es heute ist?
Sie versetzen sich in verschiedene Personen und Rollen hinein und erkennen so verschiedene Perspektiven: Wie würde ich mich in dieser Situation verhalten? Könnte ich das überhaupt, wenn ich anders aufgewachsen wäre?
Die SuS setzen sich auch mit Werten verschiedener Gesellschaften auseinander. Sie erkennen, dass sich Werte und Normen ändern, und lernen, andere Werte anzuerkennen. Gleichzeitig werden sie sich eigener Werte deutlicher bewusst und lernen, diese klar zu formulieren.
Dabei richtet sich der Geschichtsunterricht heute an so genannten „Schlüsselproblemen“ von Gesellschaften aus: Wie wird die Macht verteilt? Wie werden Ressourcen verteilt? Wie gehen wir mit unserer Umwelt um? Wie mit unseren Nachbarn? Welche Strategien haben sich bewährt und aus welchen Fehlern kann man lernen?
Wir tauchen also in die Geschichte ein, betrachten die Probleme ägyptischer Bauern und Athener Handwerker, untersuchen den Staat des französischen „Sonnenkönigs“ und das Scheitern der ersten deutschen Republik, um auf unserer eigenen Suche nach Problemlösungsstrategien weiterzukommen.
Dabei geben wir – wo möglich und sinnvoll – der Lokalgeschichte ihren verdienten Platz.
„Ein Geschichtsunterricht, in dem die Schülerinnen und Schüler nicht deutlich spüren, dass er mit ihrer Gegenwart und Zukunft zu tun hat, ist für alle Beteiligten eine unergiebige Veranstaltung.“ (Dr. Klaus Bergmann, Gießen 2001)